zur blütezeit in herzwüsten
ein floristisches handbuch zur steingärtnerei
m.
(6. mai 1999)
allen
[..engeln..]
aller zeiten.
ihr fehlt uns...
agenda.
für so viele bleibt das leben ein langer, karger flur, den sie entlangschleichen, ab und zu durch ein fenster sehnen und irgendwann ausgestorben umherfallen, ohne angekommen zu sein (wo auch immer).
aber nicht mit mir. ich will die türen aufstoßen, die sie unbeachtet lassen, mit licht fluten, in den gärten tanzen, neue zimmer einsehen und nach den schlüsseln suchen für die räume, die den meisten verschlossen bleiben.
ein schlüssel selbst will ich sein und offen und lebendig und überall in mir selbst zuhaus. eine hand, die grüßt und begreift, die helfen kann und briefe schreibt — ein ungerahmtes farbenbild, das wachsen kann und dies auch tut!
ja, ich möchte vieles sein.
jedes warten hat ein ende.
m.
:: kalte krieger ::
teetraumöl.
ich erinner mich nicht mehr genau an alles »hab' mut zum schönen,« denk ich — »sei ganz du selbst... bitte.« und verlassen wirkt die stätte »mit dem kopf zuerst, den rest hol'n wir später nach...« denk ich — »sei ganz allein... bitte.« in gedanken ganz woanders »den rest hol'n wir später nach haus...«
das blaue zimmer.
wir stehln euch jede nacht den mond in unsern himmel und hoffen, daß es niemand merkt. wir färben alle träume mit dem blau aus unsern augen — mai! schenkst du mir nur ein wenig deiner zeit wird mein herz eine taube sein die findet sicher von überall zu dir zu dir zurück. wenn du mich verstehst kann jedes meiner worte in deiner warmen brust als rosenknospe sein gib ihnen liebe und licht denn von alleine blühn sie nicht bin nie allein, weil es dich gibt 'gehab dich wohl — ich hab dich lieb.'
farben.
es regnet immer noch, was heißt: der sommer ging kalter wind fährt durch dein haar... farben strahlen an mein herz und ich hab noch mehr für dich — mein schatz. ich werde friedlich schlummern, träumen, du singst ein lied für mich. ich würde sagen, was ich brauch... das laub fällt immer noch, was heißt: der winter naht... ich will dir sagen, wo ich bin, wo du mich finden kannst... ich falle immer noch, was heißt: fang mich auf im morgenduft aus deiner haut... farben strahln aus deinem herz schenk mir noch mehr wunder ein. ich will dich zärtlich wecken deshalb: sing ich ein lied für dich. sag was... bitte sprich wieder mit mir...
kommentar: sehr frei nach »colours« von 'my tea dream'.
ichundich.
ii. sechs akte.
erster akt.
oh was würd' ich dafür geben... für nur einen augenblick zu spüren, daß ich etwas geben kann. das kohlenherz in mir ganz klamm hat sich bald oft genug verbrannt — könnt' es doch lieben wär es diamant.
zweiter akt.
ich liege jede nacht selbstverlassen wach um mich allein zu leben bin ich viel zu schwach...
dritter akt.
einmal flog wie eine taube noch mein herz — ist heute taub, es kriecht im sand und sehnt zum himmel auf, hat all sein wasser längst verweint und spielt besoffen weiter wüste mit sich selbst und träumt von augenblau.
vierter akt.
doch da der blaue spiegel schwand durch den es sich in dir erkannt, bleicht unser heim sich aus, ich blicke auf die graue wand.
fünfter akt.
'es ist ein weinen in der welt' da mir die wahrheit nicht gefällt drei tage ohne dich und meine rose welkt...
sechster akt.
diesmal schweig' ich nicht — ich warte auf dich... auf mich... auf uns... in uns... in eins... als eins... als ichundich!
mala.
zerstresst und zeitlos ist sie nicht hier und zerwartet meine wünsche, meine hoffnung, meinen traum. den träumte ich schon lang nicht mehr: ihr herz nur einmal singen hören, und ihre seele ganz tief spüren. so muß ich alles treiben lassen und bete tag- und nächteweise, daß sie mich findet und ich endlich wieder heimat fühl. eine andacht soll sie für mich halten jetzt — wo immer sie auch sei. denn sinnlos ist die kunst die hier ersteht, wenn niemand da, dem sie gebührt meine kunst war niemals nur für mich. herzerschlagen fortgetrieben stets, vermissend und leid ertragend, ewig ein 'du' erbittend, eine poetin, die die sterne kennt. weiß nicht, was wird, und muß es dulden, hab keine angst, laß dich geschehen. tempel, möcht' ich, daß wir sind, und uns im ritual verzeihn, die klänge lieben und ein wesen sind. weiß nicht, was du mir bist, bist du nicht hier und zerwartest meine wünsche. zieh mit mir nach hause ein. kehr mit mir in uns zurück. ich will dir niemals lügner sein. (...)
unschriftlicht.
du schweigst mich aus du stellst dich taub du weichst mir aus du schweigst mich laut aus dir heraus dein lautes schweigen schneidet schreiend in mein fleisch ich laß dich gleich ich laß dich gleich... ich will weg! ich will weg! ich will raus! es muß raus und schreien bis jede pore blutet und jede wunde platzt weil deine seele sich in meiner nächtens ausgezogen hat seitdem lieg' ich sanft neben mir und schnappe hier & dort nach glanz — wie sie sich liebten — — wie sie sich hatten! als sie sich gaben was sie waren — solang du bliebst doch nun. es wird schlimmer jede nacht. kein stern funkelt, kein kind lacht der mond nimmt ab dein bild verblaßt unsterblich lebt es sich aus heraus aus mir.
hasselter.
im bett liegt noch ein rest von gestern und dreht sich auf die andere seite hier ist rest & ende von da und dort und dir und oben drauf ein gruß an's nichts — ich komme heim, mein kind ich begrüße dich mit schlägen in dein herz und reiße deine augen auf, geschwind! — komm bitte heim, mein kind ich trag dir trauer nach und gier & tod.
:: glashalme ::
rotkehlchen
eine träne roten goldes gleißt hervor im übersein ihr sehen jadeglasumgrünt und licht sproßt aus, hervor aus heller haut — ein wunderbrunnen. meine kehle wird wohl trocken sein...
daß ich schon da bin,
bevor du rufst, daß ich dich finde, wenn du mich suchst, daß ich verstehe, was du verschweigst, und daß ich sehe, was du nicht zeigst, weil ich in deinen augen las — glaubst du mir das?
cascadis
die augen schließen vertrauen begreifen gestehen liebe erfahrend einer musik erliegen die aus uns allen klingt puls atmung leben das ist kunst das ist liebe dort liegt die hoffnung sonst nirgendwo die augen schließend vertrauen das schweigen nur brechend um musik zu sein durch klangräume führend wortlos danken was sind wir wenn nicht instrument und eine welt nicht sinfonie? hier liegt der glaube sonst nirgendwo bescheiden mystisch die augen schließend vertrauen
wir
wenn stricke reißen fallen leichen, fallen grenzen zwischen uns. wenn schmerzen beißen brennen körper, brennen strecken zwischen uns. wenn stimmen schreien laufen blicke, laufen tränen zwischen uns. wenn briefe flehen werden ketten und zersprengen alle strecken zwischen uns.
[..diamant..]
ein streichelnder segen samtwarmen wortes immerneu und dagewesen immerwider — nie zugegen. frühsonne strahlt aus deiner sprache tat, und du: im wechsel irgendwo, ungekannt, herbstschöngolden, seelenhonige träne, die fließt mir nach und bettet mich in sich, und tröstet bettler königlich, und scheinst und strahlst und strahlst noch mehr trotz irgendwo und irgendwer. und immer wiederholt gelesen, betrete neuer schätze land, besehe unerglaubter träume wesen, belausche deines kusses klang. vom finden und gefunden werden, füllt brief für brief ein büchlein sich, im regal bestaubt vergessen — niemand müßte einsam sein... hätten sie dich nur erkannt — in jedem schläfst du: diamant.
diese stelle...
an die dicken freunde, die wir damals sicher waren, an das glänzen deiner augen, wenn du weinst, an die stunden vor den kerzen, an die wochen an der see, und an dich, weil du es ehrlich mit mir meinst. ans thebenblaue prinzenherz, deine lippen und dein haar, an deine haut, die morgens duftet, an zukunft, das was ist und war. an den trocknen roten wein, der, wenn man ihn nicht alleine trinkt und maßvoll zu genießen weiß, nahe noch viel näher bringt... an gedrückte daumen, deine ernsthafte kritik, an die haltende hand, wenn ich erkrankte, an die elterliche hilfe, wenn ich tat wonach mir war — an all das an dieser stelle 'danke.'
:: sanftes kiesellauschen ::
von lauten blumen
ich schenk' dir eine laute blume. du mir eine leise. und wir bleiben still.
fliehkraft.
eintagsschwäne fliegen nur für vierundzwanzig stunden; zeit zu reden, zeit zu weinen, zeit zur paarung... zeit zu gehn. eintagsschwäne sterben still und schreiben ihre memoiren leise zwischen innenschenkel, liebevoll geteilt. eintagsschwäne trocknen ihren durst in kalten farben, einem wort und ohne reue, jetzt & träume selbst gestutzt. eintagsschwäne sehnen sich, doch sehn sich nicht, vermonden, reißen fleisch in ihren leib und folgen ihrer last. eintagsschwäne fliehen kurz vor morgendämmerung; zeit zu schweigen, zeit zu warten, zeit zu schlafen... zeit zu gehn.
lautlossagen (l'esclave de l'amour)
i. schweigegelübte
wenn ich dich jetzt bitten würde: 'laß uns über's schweigen sprechen', würdest du mich anlächeln und schweigen? nein. du verstehst mich nämlich nicht. du würdest eher fragen, was das soll, denn du wüßtest nichts zu sagen, und das ist etwas anderes als schweigen, wie ich es meine. du verstehst mich nicht. laß uns von etwas anderem schweigen.
ii. betritt sie den saal
i:
sie spricht nicht zuviel und sie zu verstehn ist wie einen traum zu deuten sagt ganze welten ohne worte belebt sie den raum wir verschwiegen uns die zeit schätzten uns nicht glücklich sondern waren es einfach eichten die sinne öffneten uns und waren frei!
ii:
zogen uns — in uns — zurück nicht jeder für sich sondern einvernehmend beschwiegen probleme von unermeßlicher unbedeutsamkeit in einem leben in dem man viel zu oft verspricht... bauen nicht auf leeren worten um rein zu erstehen in erfülltem schweigen nicht wer nicht spricht ist stumm da wer nichts sagt. und so erstrahlt in uns wie niemand sagen kann: »ich habe nachgedacht...«
iii:
heilnachtsabend ballerina kerzen — rosen — wein sagt eigne inseln ohne bewegung verläßt sie den raum, ist nicht mehr ganz allein und wer weiß? wo wird sie sein? wer wird sie sein? wem wird sie sein? bis zum nächsten mal.
die frage
wenn du mich fragst, ob ich dich noch liebe, dann ist mir, als hätt ich schon 'nein' gesagt. denn hätt ich den wunsch, daß etwas zwischen uns bliebe, so wüßtest du dies und hättest nicht danach gefragt.
für immer.
sie setzt an: »ich fürchte, ich muß dich enttäuschen...« er unterbricht: »schon wieder?« dann halten beide die klappe. endlich.
:: frühling im opal ::
mißverständnis
als ich sagte, daß ich mich auf dich verlassen hatte, und du mich enttäuscht, anstatt das entsprechende zu erwidern, meinte ich nicht, daß ich dich täuschte und du mich verlassen sollst. wo bist du?
'nevermind.'
('not at all!' — 'thank you.')
stahlherzen mit lautem puls von uns getrieben von uns geschlagen eine ganze welt lang davon hände verblast und den kummer betäubt wie unsere felle die um hilfe schrien wie deine augen und dein lächeln. dann zogen wir in uns herum und waren ganz voll pracht und sterne waren deine worte und hellten die nacht auf mit ihrem schwingen. das nimmt uns niemand mehr! all dieses strahlen inmitten all des schmutzes, und dein bunter klang zu all dem lärm. ich hielt dich, frei, — 'nur dieses mal...' ('only this time') wann wird das nächste sein? in einem jahr? geb acht auf dich, daß dir niemand dieses lächeln stiehlt, wie er dich aus meiner nähe nahm, denn dann wär regen auf der ganzen welt und das einzige wort, das gesprochen werden kann, ist: 'bye.'
wovor hast du angst?
es ist ruhig dort, manchmal etwas sperrig und oftmals etwas klein. da ist bewegung und man fühlt sich! doch viel zu oft sehr einsam — so ganz allein... da paßt du noch mit rein! bitte! da paßt du noch mit rein... dann wird es warm dort, eigentlich recht wohlig, einigen zu heilsam: man kann sich zeigen und einige verwirrt das, denn man war lange zeit allein — so völlig einsam... das alles kann vorbei sein! bitte! das alles kann vorbei sein... und wovor hast du angst? nicht mehr zu suchen? sondern zu finden, in uns? vielleicht ist alles, was allein geschieht, nur deine angst...
von dir
ich bin verliebt — was in diesem falle heißt, ich wart' auf dich, obwohl ich weiß, daß du denkst, daß wir nicht zusammen passen. ich bin verliebt — was nicht meint, es täte gut, denn solang sich da nichts tut liebt man nicht wirklich und kann nicht gehen lassen. ich bin verliebt — was nach 'frühling' klingt, erst rosig duftet — später stinkt, bitter schmeckt die scheinbar süße frucht. ich bin verliebt — was heißt: ich war zu lang allein, an sich warst gar nicht du gemeint — hab' ich eigentlich nach mir in dir gesucht? ich bin verliebt — was mir einst war wie neugeboren heute ist wie was verloren, von wo krieg ich's zurück und komme frei — von dir?
...als nicht geliebt zu haben...
alle kerzen sind kalt und tot bis flammen ihnen leben eintreiben. entflammt stellt eine kerze fest, daß ihr nur zwei alternativen bleiben: der tod durch die verbrennung, um die bestimmung zu wahren, oder kein entzünden und nie gelebt zu haben. das ende ist jedenfalls gleich — das feuer frißt sich tiefer und der tod ist nah. weint ihr wachs — nichts bleibt zurück außer tränen die uns sagen, daß da früher mal eine kerze war. erschreckt stell ich darauf fest: daß gefühle auch mich verschwelen. auch ich war kalt und tot und hab die möglichkeit zu wählen... auch in mir brennt dieses feuer: gefühle reißen narben, und ich weiß, daß das besser ist, als nie gelebt zu haben. am ende ist alles gleich — das leben frißt sich tiefer und der tod ist nah. erinnerungen bleiben, die dich nicht vergessen lassen, daß da früher mal irgendwer war...
:: stirnbeete ::
in der stille
wir gehen zurück in die stille und greifen nach licht. doch wir fassen es nicht. wir langen ins leere, werden erdrückt unter dieser schwere... wir gehen zurück...
ex.
gott lieh mir seine augen — ich hab sie blindgesehn gott lieh mir sein ohr — ich hab es taubgeschrien gott lieh mir seinen mund — ich hab ihn um sein wort gebracht gott lieh dir seine hörner — und ich glaub, du trägst sie noch... oh gott — leih mir deine unschuld heute nacht ich weiß, ich verdien sie nicht — durch nacht zum licht... gott lieh mir seine flügel — ich hab sie ausgerissen gott lieh mir seine hand — ich hab sie weggeschmissen gott lieh mir sein herz — ich hab es totgeschlagen gott lieh dir seinen schoß — und ich glaub, du hast ihn verkauft... oh gott — leih mir deine geduld heute nacht ich weiß, ich verdien sie nicht — durch nacht zum licht...
in seinem namen
dort sind die bilder eines gottes sie setzten farben auf des höchsten thron seht nicht direkt in ihre sonnen euch zurückzuholen — sie warten schon dort sind die worte eines gottes er legte wert auf den gepflegten ton hört nicht zu sehr drauf, was sie sagen was sie im schilde führen — ihr wißt es schon! es ist nur inspiration vage skizzen und umrisse sucht den höchsten in euch selbst und nicht in bildern oder worten!
»während wir stehen fällt der schatten hin.
morgensonne entwirft die erste zeichnung.
blühen ist ein tödliches geschäft —
doch wir haben uns einverstanden erklärt:
wir leben...«
wasser
wollt ihr euch etwas gutes tun... dann geht durch die stadt und hört ihr zu. geht in den wald und hört ihm zu. durch felder, ans wasser, und hört zu. dann hört euch selbst, wie die kiemen knirschen vom sand der herzwüsten, in denen wir uns suhlen und verbrennen. und vielleicht finden wir gemeinsam hier heraus. ich möchte wieder wasser sein, ein teil von mir gibt ständig nach.
:: herzkalk & herbstwasser ::
so gut wie neu.
und ich flüster in den wind, und ich bitte noch mit blicken, und ich sehn' es leis hinaus — keine antwort keine antwort... und ich schreib es in zwei zeilen, und ich bitte noch mit worten, und ich schick's dir hinterher — keine antwort keine antwort... und ich sprech es einmal deutlich, und ich bitte noch mit takt, und ich sag's dir offen zu — keine antwort keine antwort... und ich schwall es seitenweise, und ich bitte gerade noch, und ich schmeiß dir's vor die füße — keine antwort keine antwort... und ich schrei es in die menge! und ich bitte längst nicht mehr! und ich zerreiß dich in der luft! — keine antwort, doch was macht das noch...
wie du bist
du sagtest: 'bleib noch!' und ich blieb. nun sagst du: 'setz dich!' und zersetzt mich... und ich bleibe. nun sagst du: 'fall nicht!' und befällst mich, und ich bleibe — wie du bist: allein.
morgentaube
»sei still — sonst weckst du noch den tag, es ist grade so schön dunkel...« hat er noch gesagt, doch es war schon zu spät, die sonne gähnte rot und räkelte sich himmelauf. »wieso hast du das getan, bis jetzt war alles selbstverständlich...« giftet sie ihn an, doch er hört nicht mehr zu, die lichtung taut erfrühend und entschont der beiden einsamkeit.
darum! scHmERZ.
erfolgreich die stirn geboten. ein schöner abend, warm, gemütlich, freundlich... es waren die randbedingungen für einen tiefen fall. es verbot sich — stirn gebot sich. zum tanze lud die musik der gestirne, doch meine kleidung war zu eng. ich kam nicht aus mir heraus, litt. eigentlich war ich froh, doch das war angetrunken, dann überdurstet und verfallen. stirn geboten bekommen, den spiegel beschimpft, nein: verachtet. ein störender abend, warum, gewalttätig, fürchterlich... ein traum rief mich, ich fiel, und mit mir die stirn. sturm geboren, übertrunken, erneut gestorben. andernorts. stirn geküsst — verboten. entschlossen zu leiden, überleiden. meine stirn ist befleckt, ich weiß zuviel, um zu lächeln. will vielleicht nicht mehr fühlen... gesicht verloren... verbrannt... glaube verloren... in liebe verrannt... leide, falle tief. eine krank, eine falsch; eine mehr, eine weniger... ein schrecklicher abend; darum! wachgeküsst.
pokrzywa
funkt in meiner seele wie schwelbrand — sich vermehrt und nun wie fegefeuer auf mein herz sich ergießt ein fühler wird in mir tastet sich nach unten und nun in meiner mitte das fegefeuer besieht frißt sich durch durch und durch und durchaus nicht ohne schmerz ein brand ganz weit weg zu weit — kann nicht löschen und nun der zweite wie im regen erlischt stapelt sich in mir ist fast schon zu weit und nun neues entsteht doch auch die qual nicht vergißt frißt mich auf auf und auf und aufhören wird sie nie »ich würd' jetzt gerne weinen — doch bitte dreht euch vorher um...« auf und auf und auf und auf und auf wiedersehn...
frauenkirche
wir wühlten uns durch traumruinen im dunkel unserer herzen, wir vernahmen das stöhnen der trümmer und die blutenden mauerrisse, die rissige klauenhaut wundgeschürft, unsere zähne im gestein verkrampft, schreiend und auf knien schabend, bis aus dir hervorbrach: 'dort ist licht...' und du ebenso in dich zerfielst wie alles umgebende, an uns zugrundegeträumt. seitdem zerbrech ich meinen kopf an deiner seite auf den steinen, um noch einmal etwas derart intensives zu verspüren. doch er bleibt eins. und ich bleib hier.
:: sargsteinschläge ::
die macht der geschichte.
frühe nacht tag erwacht sonne steigt und ein foetus schreit nach leben noch im fleisch grabe gräben der gewohnheit in den eintagsstraßenrand. weiterweltenweiter und vom zirkel zur ellipse spiralt die quadratur der kreise sich tief in uns hinauf... hohezeit weltenweit mitterblühen und deine augen strahlen fruchtbar im zenith oderoberüberirdisch erdiges geschehen hexagraphe seelengene werden uns verstehen... herzhafen schifft die blutsee jordan überlebenlang. später sarg einweltgrab mond geschichte und der wein wird immer älter schon im glas
er spricht:
»ich schenk dir diese worte, sie sind alles was ich hab, alles andre ist schon dein, weil ich zuvor es dir schon gab: all meine träume dichtest du, und bin ich wach, dann die gedanken, und mir war als ich dich traf, als ob wir ewig uns schon kannten. streichelst meine sehnsucht sanft, wiegst alle zweifel in den schlaf, mein herz hältst du in deinen armen, wo es vertrauen leben darf. laß uns unsre leben teilen — geteiltes leben ist ewigkeit! laß uns unsre freiheit teilen — geteilte freiheit ist unendlichkeit! ich schenk dir diese worte, sie sind alles was ich hab. leider kommen sie zu spät...« und weinend sinkt er an ihr grab.
der letzte versuch
die liebe kam zu dir und fragte: »ist hier jemand, der ich bin?« — »wer bist du,« deine tote stimme sagte, »wo kommst du her, wo willst du hin?« und die liebe, die lang schon im sterben lag, fand so in dir ihr herzkaltes grab. daraus kam der hass und sprach: »kennst meine bessre hälfte nicht? ich bin nur schatten — ohne licht kann ich nicht sein...« und mit gesenktem haupt ging auch er an dir ein.
hölle, hölle
hölle, hölle, augen auf, ohren auf, schädel auf, herz zerzaust, geist zerzaust, augen zu, aus.
zeit-teiler (teil einst)
genauigkeit zersplitterte sich und die scherben betten mein gemüt. vogelausgelacht und wunschausgehaucht hat verlassen mein morgen verblüht. im garten sitzt es und sieht nach der zeit, die wir einst säten, die nun verwildert, die keiner gießt und die andere treten, und sieht, was mickrig uns überbleibt. wer nicht geht zur rechten zeit, der vergeht bald ganz allein, ich traue deinen augen nicht — ein freund kannst du mir nicht mehr sein. ich traue meinem herzen nicht, denn es weint, da du dich löst. geh nur... ich wünsche dir mehr glück als du mir gebracht hast. (was nicht zu schwer sein sollte...)
zeit-teiler (teil zeit)
schalenverstrickend schamerstickt verstand geschmälert unverglückt berg enttälert unerblickt zuvor — nun nimmer mehr! halb geschmälert voll verbrannt berg berannt unbestiegen. pfade verunratet, ausladend dreinblickend, bewußt, welch naturschauspiel erwartend darunter erstickt, in scham und schalen. luft wird ton, herz wütet schon, ein kurzes licht — dann finsternis um mich. promethisiert starrend, berge versetzend wie sisyphos. berge enttälernd wie der tod...
frohsinnlos
bin vorurteilt: lebenslänglich traumhaft. bei trocken brot und spielen. »mit lebensmitten spielt man nicht!« ein sonderfall: geborener verlierer, der nur das hilflos zieht — die ewige niete — »komm, iß auf, schluck' es und sei froh!« ich höre, gebe alles und erhalte das sinnlos. und erkalte.
wüste
taube wüste, taube wüste, nur die sonne schreit mich an. trocknes land, trocknes land, nur die wolken lachen aus. heiße dürre, heiße dürre, nur kadaver überstehen. taube wüste, taube wüste, alles tot.
:: klagegestein ::
schmutzengel
bei genauerer betrachtung ist der sprung gar nicht so weit vom lieblosen geschlechtsakt zu einem wort wie »ein-sam-keit.«
blumendiebin
meine kleinen hände hungern nach greifbarem glück, doch kurz bevor sie fassen können zieht es sich zurück und schwindet. meine totenaugen dursten nach strahlendem licht, doch kurz bevor sie sehen können öffnen sie sich nicht und man erblindet. meine lippen sehnen sich nach nur einem kuss. doch kurz bevor wir uns ergeben meinst du, daß ich standhaft bleiben muß, während du dich einem andern gibst, der niemals deine schätze findet. nichts in mir blieb unberührt. du hast mich ungewollt verführt, an einer kleinen hand von mir, und während diese nun daran verhungert, wärmen deine sich in anderen. deute meine träume.
blattaria
ich wünsche mir, ich fühlte dich nicht mehr, und gegen die kälte würde ich mich warm anziehen an jemandem, an jemanden. »er hat sich geändert.« du dich auch. du mich auch. und wenn man nicht gestorben ist, muß man wohl noch immer sein — ein lückenfüller, platzhalter, running-gag als begleiter auf dem weg zu deinen gefühlen. schaben überleben.
schütze (23.11.—21.12.)
ich halt meine schnautze damit du seelenruhig auf deine eigene fallen kannst ich mag dir nicht mehr folgen wenn du nicht weißt wohin du willst und ich schon seh daß man da nicht glücklich werden kann. du erwartest, daß ich dich versteh doch erklärn willst du dich nicht. ich reich dir eine hand nach unten und helfe deinem spott ans licht. jetzt trockne ich diese tage und häng sie in ein fenster wo sie verblassen aber immer ihre schatten in mein herz schmeißen wie pappsoldatenkrieg und plastikrosenduft um mein land und meine nase die dich manchmal nicht mehr riechen kann. wenn die zeit kommt und das jahr geht werden wir ja sehen was geblieben ist. ein großes schweigen.
elend.
standst kopfgesenkt verloren umher trauerblickend — fehlt dir was? kam kniezitternd hoffend näher mehrwortwollend — 'frag nur!' wer bin ich nur? das weißt du nicht... woher auch? du gabst mir deine schwere und tanzt mit meinem glück davon... es ist selten gold was glänzt — du am meisten. durch dich machte ich bekanntschaft mit einem toten freund — mir — der sich jetzt wieder um mich sorgt. jede neue dieser bekanntschaften macht einen einsamer — du am meisten. es ist selten gold was glänzt — du am meisten.
lachnummer
keine zeit für große worte, keine zeit mehr für uns zwei es bleiben nur erinnerungen an dinge, die nie warn... an sinnlose rosen und leeres warten an kein »tut mir leid« — »ich hab's dir vorher gesagt...« nochmal vierzehn zigaretten und du bist überall gleich das ist in jeder hinsicht ungesund doch was kann ich dafür? oder dagagen — da sind wir nicht so... aber fragen meinerseits sind dir ja unterstellt so nimm dir eine freiheit und laß mich mit ihr allein das ist wahre freundschaft und macht so richtig glücklich im psychoanalysewahn wagte ich zu übersehen daß gebrochene versprechen ausgelebte rücksicht sind... leck du nur deine kratzer und red mit wem du kannst — die frage bleibt: wer hat hier wohl wen enttäuscht? es ist leichter dich zu lieben wenn du nicht neben mir stehst und ich die augen schließen muß um dich zu sehn... ich zähl jetzt nur noch rückwärts, weil vorher immer alles besser war...
kulturfabrik
hand auf's herz — ein griff ins leere ein volles haus als kunstkonzept kulturfabrik, ein schöner name, bände sprechend — fließband. und am ende langer zeit gewartet unterm strich zu lesen steht: entartet. danke. kleine kunst wird nicht gefährlich niemand weiß was keiner sagt. wer nicht fragt wird nicht vertröstet wer es wagt wird eingesargt. durchschnitt schneidet tiefe narben lieder fallen in der schlacht der krieg macht alle meinungsfrei die masse zahlt und lacht liebe künstler, gebt fein acht — ich hab euch etwas umgebracht. kultur-fabrik; weißer fahnen leichentuch.
mantis idiota
alle dachten, er sei künstler, doch es war einfach langeweile... alle dachten, daß er dichtet, dabei hat er nur geflucht. alle dachten, er wär wichtig, und ihm selbst war alles gleich. alle dachten, daß er singt, dabei hat er nur geschrien. keiner hat ihm zugehört, jeder ihn gelobt, niemand ihn verstanden — aber alle ihn zitiert.
:: brachland ebnen. ::
[..sie lieben sich in briefen..]
[..denk mal: die wollen die rechtschreibung neu regeln. was ein witz! als wenn, wer wirklich s c h r e i b t, je nach irgendwelchen gesetzen fragte. wir haben gut lachen, wir zwei — die verstehen uns auch mit ihrem duden nicht. spracharmut greift hier überall tiefer als nichts zu essen. die wollen wohl die dornenlose rose neu erfinden, und die fand ich schon albern... als ob man nicht einfach besser aufpassen könnte, auf seine finger. und jetzt erst die sprache nochmal »machen«. paß auf: und morgen wollen sie, man müsse das salz aus den kochbüchern streichen — weil kaum noch jemand richtig würzen kann. wohl bekomm's. die machen uns spaß, was? laß uns mal zusammen kochen..] [..( — folgen sie uns... — )..]